17. Dezember 2014
Weihnachtsgruß aus dem MWI


Krippengemälde von Kolawole Olayinka aus Nigeria (© missio)

Liebe Freunde des MWI,

wer im Advent die Jesaja-Texte liest, erfährt einiges über die dunkle Zeit, in der Israeliten damals lebten. Sie wurden von allen Seiten bedrängt. Sie hofften auf den Messias, der sie aus dieser Lage befreien sollte. Jesaja machte ihnen Hoffnung auf künftige Erlösung und Befreiung: „das Volk, das im Finstern wandelt, schaut ein großes Licht; über denen, die im Lande der Dunkelheit wohnen, erstrahlt ein Licht. Du machst groß ihren Jubel und gewaltig ihre Freude. Sie freuen sich vor dir, wie man sich in der Ernte freut, wie man frohlockt beim Beuteteilen. Denn ihr drückendes Joch, die Stange auf ihrem Nacken, den Stock des Bedrückers zerbrichst du wie am Tage von Midian. Denn jeder Soldatenstiefel, der dröhnend auftritt, und jeder Mantel, der in Blut gewälzt, wird verbrannt und eine Speise des Feuers.“ (Jes 9,1-6)

Wer heute in den Nahen Osten blickt, sieht auch heute wieder Bedrückung, Krieg, Leid und Verfolgung, Soldatenstiefel und blutgetränkte Mäntel. Die Menschen dort rufen auch heute nach Befreiung von ihrem Leid, sie wünschen sich Frieden. Sie erhoffen, dass jemand sie aus der Bedrängung befreit. Denken wir besonders an die Jesiden, die vor den Kämpfern des sogenannten islamischen Staates auf einen Berg geflohen waren, und dort auf die Erlösung und Befreiung warteten. Christen und viele Muslime flohen ebenso vor den Fundamentalisten, die mit menschenverachtender Gewalt gegen alle vorgingen, die nicht ihren Ansichten folgten. Sie alle hoffen auf eine Macht, die sie befreien kann, sodass sie in ihre Dörfer und Städte zurückkehren und dort in Frieden leben können. Nicht nur im Nahen Osten gibt es Gewalt, Krieg und Leid, sondern auch in vielen anderen Teilen der Welt. In Nigeria treibt Boko Haram sein Unwesen, in Westafrika wird politische Aufbauarbeit durch Ebola zunichte gemacht. Tausende und Abertausende Flüchtlinge sind unterwegs. Sie alle fliehen vor Elend, Krieg und Verfolgung und hoffen in einem Land anzukommen, indem sie in Frieden leben können und ausreichend Nahrung bekommen. All diese Menschen hoffen auf eine bessere Zukunft, so wie es damals auch Israel getan hat.

Einige unserer Stipendiaten kommen aus solchen Gegenden, in denen Krieg herrscht, Menschen verfolgt werden und Leid weit verbreitet ist. So wurde unser Stipendiat Pater Eschoo Dawud Mazin aus dem Irak 2007 entführt und glücklicherweise wieder freigelassen. Sein Vater und zwei seiner Brüder wurden 2010 umgebracht. Er hat aber nicht aufgegeben, sondern er studiert im Libanon Pastoralspychologie, um später junge Männer auszubilden, die in der gefährlichen Situation des Irak als Priester Christen beistehen und ihnen Trost und Hoffnung geben wollen. Genauso wie unser Stipendiat aus Libyen P. Celso Larracas OFM, der mehrmals überfallen wurde, ausgeraubt wurde und das Messer am Hals hatte, und dennoch versah er immer wieder seinen Dienst an den wenigen Christen, die im Süden Libyens als Gastarbeiter oder Flüchtlinge lebten. Er selber stammt aus den Philippinen und ging vor Jahren nach Libyen, um die Ortskirche zu unterstützen. Heute studiert er in Rom Islamwissenschaften, um bei seiner Rückkehr den Menschen noch qualifizierter beistehen zu können und mit den Muslimen vor Ort in einen Dialog zu treten. Nur wenn Menschen miteinander sprechen, kann es auch wieder zu einem friedlichen Zusammenleben kommen. Beide Stipendiaten leben Advent und Weihnachten. Sie leben mit dem Volk, das im Finstern wohnt, und verkünden durch ihren Beistand Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Kraft schöpfen sie aus der Gewissheit, dass unser Erlöser geboren wurde.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachten und die Kraft, all jenen beizustehen, die im Finstern wandeln.

Prof. Harald Suermann – Direktor des MWI