21. November 2014
Sr. Dona Rita Sanctis kehrt nach erfolgreichem Studium nach Indien zurück


Sr. Dona Rita Sanctis beim Besuch des MWI

Sr. Dona Rita Sanctis beim Besuch des MWI

Unsere Stipendiatin Sr. Dona Rita Sanctis hat nach nicht einmal vier Jahren Ihre Promotion in Theologie zu einem äußerst erfolgreichen Ende gebracht. Sie hat an der Radboud Universiteit in Nijmegen studiert. Das Thema Ihrer Dissertation lautet: "Die Suche nach Leben und transformativem Wiederstand – Eine explorative Studie über religiöse und philosophische Quellen des Wiederstands gegen weiblichen Fetozid und Kindestötung in Indien". Es geht um die traurige Praxis der Tötung von weiblichen Föten und Säuglingen in ihrem Heimatland. Bevor Sie nach Indien zurückkehrt, hat sie uns im MWI besucht. Hier einige Notizen zum Gespräch:

Was haben Sie am meisten an Ihrer Promotion in den Niederlanden geschätzt?

Ich habe vor allem gelernt und dann auch genossen, konzentriert zu lesen. Es war wunderbar, so viel Zeit zum Lesen und eine ausgezeichnete Bibliothek in der Nähe zu haben Es war aber auch ein Freude, dass mein Thema etwas mit dem „wirklichen“ Leben zu tun hat. Durch die Arbeit an meiner Dissertation habe ich gelernt, die Dinge aus der Sicht der Frauen zu betrachten.

Was haben Sie an Ihrer Zeit in den Niederlanden nicht gemocht?

Das extreme Wetter, den Herbst und den Winter, diese düstere Zeit, damit konnte ich mich gar nicht anfreunden.

Haben Sie Ihre Mitschwestern sehr vermisst?

Ja und nein. Ich habe schon vorher in Indien bei verschiedenen pastoralen Einsätzen an sehr unterschiedlichen Orten gelebt. Als in Delhi studiert habe, habe ich auch ohne meine Kongregation gelebt.

Hat sich Ihr Blick, auf Ihr Land, die Gesellschaft in Indien durch Ihre Studien und Ihren langen Auslandaufenthalt verändert?

Ich habe noch viel mehr erkannt, wie sehr Frauen in Indien kämpfen und sich abmühen müssen. Ich habe auch noch mehr verstanden, wie wichtig Ausbildung für Frauen ist. Ich habe viele Ideen entwickelt, wie man das Leben von Frauen in Indien positiv verändern kann.

Gab es auch negative Aspekte an Ihrem Promotionsstudium?

Mein Hiersein war u.a. eine Herausforderung für meinen Glauben. Die Missstände auch innerhalb der katholischen Kirche wahrzunehmen war eine große Herausforderung. Aber ich habe gleichzeitig das Potential entwickelt, Veränderungen zu sehen. Ich kann Bibelstellen, die ein negatives Licht auf Frauen zu werfen scheinen oder zu ihren Ungunsten ausgelegt wurden, heute anders interpretieren. Ich weiß jetzt viel besser zu unterscheiden, was an kirchlichen Lehren, an Bibelinterpretationen usw. für uns Frauen unheilsam und was heilsam ist.

Außerdem war es am Anfang meiner Promotion, als ich das Datenmaterial gesichtet habe, ein unglaublicher Schock zu sehen, was Mädchen und Frauen in Indien angetan wird. Es war schwer darüber zu lesen und die Fragen, die aufkamen, zu ertragen. Warum geschieht dies alles? Das war sehr schmerzvoll. Ich habe dann versucht Abstand zu gewinnen, so dass ich nüchtern auf die Fakten schauen kann und die Zusammenhänge richtig begreifen kann. Das war wichtig, weil sich durch die Forschung auch mein Blick auf die Dinge verändert hat.

Was ist die „Frucht“ Ihrer Promotion?

Das Thema ist für denn indischen Kontext von großer Wichtigkeit. Es eröffnet so viele Möglichkeiten der Anwendung, um sich aktiv für Frauen in Indien einzusetzen.

Was werden Ihre künftigen Tätigkeiten in Indien sein?

Mein Orden hat sich dazu nicht geäußert. Aber ich bin ja gesandt worden, um danach am Mater Dei in Goa, einer theologischen Ausbildungsstätte für Ordensfrauen, zu unterrichten. Außerdem werde ich sicherlich in der Ausbildung meiner jungen Mitschwestern tätig sein und auch Vorträge bei anderen Kongregationen halten.

Würden Sie eine Promotion in Theologie an der Universität in Nimwegen empfehlen?

Die Promotion war sehr fordernd. Ich war allein, in einer fremden Kultur. Aber ich hatte alle Freiheit zu forschen. Es gibt nicht viele Reglementierungen oder Zusatzanforderungen während der Promotion. Das heißt, ich war für mich und meine Promotion ganz selbst verantwortlich. Wenn man diese Herausforderung annimmt, bedeutet das eine große Freiheit. Das war für mich eine großartige Erfahrung.

Was wäre für Sie ein Fazit aus Ihrer Promotion?

Widerstand von Frauen in Indien bedeutet für mich Transformation. Es steht auf der Rückseite meines Buches:

„Wenn menschliches Leben bedroht wird, ist es unerlässlich, der Gewalt zu widerstehen und, Leben zu fördern. Die heutige Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Indien, insbesondere das häufige Vorkommen der Tötung weiblicher Föten und Kinder, hat mannigfache Gründe. Diese führen insgesamt zur Abwertung und Diskriminierung von Frauen. Um deshalb eine zukünftige Vision für eine Transformation des Lebens der Frauen und Mädchen zu entwickeln, konzentriert sich die Untersuchung auf zwei Annahmen: Erstens, die Möglichkeit, das durch religiöses und philosophisches Denken soziale Probleme angegangen werden können, und zweitens, dass Frauen daran arbeiten müssen, ihre Selbstwahrnehmung wieder so herzustellen, dass sie sich dagegen wehren, als Objekte behandelt zu werden und so zu Subjekten der Gewalt werden.“