Der Besuch des Papstes in Sri Lanka war ein kritisches Ereignis, weil die damals amtierende Regierung dieses als Propaganda für die anstehenden Wahlen nutzen wollte. Die katholische Bevölkerung in Sri Lanka wollte den Papst sehen, aber sie wollten den Papst nicht als Instrument in der Hand von korrupten Politikern wissen.
Trotz der Bedenken war der Papstbesuch ein großes Fest für die Katholiken. Tausende Menschen versammelten sich, um den Papst in Colombo oder in Madhu zu sehen. Madhu ist ein beliebtes Marienheiligtum im Norden Sri Lankas, das sowohl von den Singalesen als auch den Tamilen verehrt wird.
Der päpstliche Besuch berührte aber auch die Herzen vieler Buddhisten, Hindus und Muslime. Ich sah die Begeisterung zweier buddhistischen Frauen, die in der Universität arbeiten. Sie gingen den ganzen Weg und warteten in der heißen Sonne, um einen Blick auf den Papst auf seinem Weg vom Flughafen in die Stadt werfen zu können. Der Besuch verlieh der tamilischen Gemeinschaft, die seit langem durch den Krieg geschwächt war, eine neue Stärke. Der Papst sprach sehr nachdrücklich über Versöhnung, die für beide Gemeinschaften (Singalesen und Tamilen) und besonders für die römisch-katholische Kirche eine Herausforderung ist und bleibt. Da es heute keine gewaltsamen Kämpfe mehr gibt, haben die Kirchen keinen Vorwand mehr, sich nicht ganz und gar dafür einzusetzen zu können, diese Gemeinschaften zusammenzubringen.
Ich glaube daran, dass die Kirche in Sri Lanka sich sehr von der Versöhnungsarbeit inspirieren lassen kann, die in Nordirland geleistet wurde. Eine ganz einfache Sache, die die Katholische Kirche tun kann, ist es, dauerhafte Beziehungen zwischen dem Norden und dem Süden des Landes herzustellen. In meiner Gemeinde (Kirimetiyagara – ein Dorf im Norden von Colombo), in der hauptsächlich Singhalesen leben, ging der frühere Gemeindepfarrer mit 400 seiner Pfarrmitglieder nach Thevanpitty, eine Pfarre mit überwiegend Tamilen am äußersten Rand der Diözese Mannar, um dort mit allen Messe zu feiern und gemeinsam zu essen. Nach seiner Versetzung wurde diese Tätigkeit leider nicht weiter fortgeführt. Für die kirchliche Führungskraft wäre es ein Einfaches, solche „Gemeinde zu Gemeinde“ Begegnungen ins Leben zu rufen. Diese würden in Zukunft gute Früchte tragen.
Darüber hinaus könnte eine Solidarität zwischen tamilischen und singalesischen Fischern initiiert werden. Das wäre für die katholische Kirche ohne weiteres möglich, da ein großer Prozentsatz der Katholiken sowohl im Norden als auch im Süden Fischer sind. Solidarität, d.h. ein gemeinsamer Kampf um ihre Lebensgrundlage kann für beide Seiten ermöglichen, aufeinander zuzugehen und eine Zusammenarbeit aufzubauen.
Es gibt auch andere Bereiche, in denen eine Zusammenführung möglich wäre: Katholische Lehrer, die bislang unter der ethnischen Aufteilung leiden, können zusammengebracht werden. Das ist für die katholische Kirche leicht zu bewerkstelligen. Da Lehrer auch für Wertevermittlung zuständig sind, wird ihre Rolle für die Bildung der nächsten jungen Generation überaus wichtig sein, um ein friedvolles Sri Lanka voranzutreiben, in dem alle Rechte aller Bürger respektiert werden, besonders die der Minderheiten.
Zu seiner Person:
Ausbildung
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Lehrtätigkeiten und Aufgaben
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