03. April 2017
Myanmar - "We are rich of poverty" - Eine Evaluierung des MWI


Shwedagon Pagode in Yangon

St. Padre Pio's Minor Seminary

Besuch bei der Familie von John Maung, einem ehemaligen MWI Stipendiaten

Bischof Lucius von Hakha

St. Joseph Kathedrale in Hakha

Das MWI hat in den Jahren 2015 bis 2016 eine Erhebung in Myanmar durchgeführt, um den Bedarf an post-graduierten Studien in den Diözesen und Ordensgemeinschaften festzustellen. Abgerundet wurde die Erhebung durch eine zweiwöchige Reise in vier ausgesuchte Diözesen und einen Besuch bei der Vereinigung der Ordensoberen in Myanmar. Dieser sollte die Ergebnisse der zuvor getätigten Online-Umfrage durch persönliche Gespräche ergänzen. Dabei besuchte unsere Asienreferentin, Dr. Annette Meuthrath, die Diözesen Hakha, Kalay, Hpa an, Mawlamyine und Yangon und traf bei der Bischofskonferenz in Yangon auch Bischöfe oder Vertreter aus den Diözesen Pyay, Loikaw, Banmaw und Lashio.

In den Gesprächen mit verschiedenen Vertretern und Vertreterinnen der Diözesen und Ordensgemeinschaften wurde schnell klar, dass die allgemeine Schulbildung in Myanmar, besonders auf dem Land, eine Katastrophe ist und eine persönliche, aber auch allgemeine Entwicklung im Land nur mit einer entsprechend guten Schul- und Ausbildung der jungen Generation möglich sein wird. Dies betrifft auch die Priesteramtskandidaten und den Ordensnachwuchs. Und so sind Stipendien für post-graduierte Studien hoch willkommen, obgleich die Berufungen zum Priesteramt in allen besuchten Diözesen zurückgegangen sind. Das hat verschiedene Gründe. Unter anderem sieht die Jugend angesichts der neuen Regierung und der Öffnung des Landes gute Entwicklungsmöglichkeiten für sich auch im außerkirchlichen Bereich. Daher verliert das Priesteramt an Attraktivität. Zudem werden nur noch junge Männer als Seminaristen akzeptiert, die die Schule mit Grad „zehn“ abgeschlossen haben. Deshalb ist vielen Diözesen auch der Erhalt der Kleinen Seminare wichtig. Hier können sie die ungenügende Bildung durch die staatlichen Schulen für interessierte Jungen so ergänzen, dass sie die notwendige Qualifizierung für die Aufnahme in das Große Seminar meistern können.

Allerdings können sich nicht alle Diözesen in gleicher Weise um eine post-graduierte Ausbildung ihres Priesternachwuchses sorgen. So sind z.B. die Diözesen Lashio und Banmaw wegen der bewaffneten Konflikte in ihrer Region mit Nothilfe beschäftigt, die keine Zeit und Kraft lässt, über post-graduierte Studien nachzudenken.

Besonders beeindruckend war die Reise in die Diözese Hakha, die in einer Region liegt, die Ausländern bis vor zwei Jahren verwehrt war.

Die Region der Chin besteht aus Bergen und Wald, sonst nichts. Mutet die Landschaft auch wunderschön an, so ist das Leben doch unvorstellbar hart. Hier wohnt eine der ärmsten, wenn nicht die ärmste Bevölkerung Myanmars. Sie lebt von der Landwirtschaft, die den bewaldeten Bergen mühsam abgerungen wird. Dabei wird der Wald genauso zerstört, wie auch durch den Straßenbau, der nichtsdestotrotz notwendig ist. Der Bildungsstand ist katastrophal, da Lehrer, die in dieser Region unterrichten, strafversetzt sind und nur nach einem trachten: so schnell wie möglich von dort wieder wegzukommen. Hakha ist ein Irgendwo im Nirgendwo. Durch die Abholzung der Wälder, auch zum Kochen und Heizen, verschwindet der Wald langsam, was u.a. zu fatalen Erdrutschen führt, die die Straßen jedes Jahr aufs Neue zerstören, aber auch die waghalsig, wenn auch romantisch anmutenden Häuser, die auf Stelzen in die Berge gebaut sind, unter sich begraben. Dörfer sind hier Straßendörfer, die Stelzenhäuser neben der Straße in den Abgrund gebaut. Die Felder liegen weit entfernt im Wald, die Ernte muss zu Fuß bis zur Straße gebracht werden, wo die einzige Verkaufsmöglichkeit besteht. Die weite Hügellandschaft, die freundlichen, buntgekleideten Menschen könnten Touristen in romantisches Entzücken versetzen, stehen aber für ein knochenhartes Leben in Armut und in Bildungsferne. "We are rich of poverty", so stellt Bischof Lucius fest. Im Chinstaat gibt es keine natürlichen Ressourcen und keine Industrie.

Die Stadt Hakha, die nur circa 120 Meilen von Kalay entfernt liegt, wo es einen Flughafen gibt, ist selbst nur schwer über eine teilweise unbefestigte Straße zu erreichen. Die Fahrt dorthin dauerte acht Stunden. Der Bischof fuhr den Wagen selbst. Alleine die Autofahrt ist ein Abenteuer.

Die Kathedrale ist baufällig, obgleich die Kirche noch keine 25 Jahre alt ist. Durch Korruption und schlechte Materialien war es unter dem Militärregime nicht möglich, gute Bauten zu errichten. Die größte pastorale Herausforderung der Diözese ist es wohl, als kleine katholische Minderheit unter einer protestantischen Mehrheit zu leben, die über besser ausgebildete und daher auch höher angesehene Geistliche verfügt. Zudem haben die protestantischen Kirchen oftmals einen charismatischen Touch, der auf die Jugend, aber auch auf viele der älteren Menschen anziehend wirkt. Das höhere Ansehen der protestantischen Pastoren beruht darauf, dass viele jung sind und im Ausland ausgebildet wurden. Dabei steigt das Prestige noch, wenn Ausland nicht Indien, sondern USA oder Europa bedeutet.

Die Diözese Hakha braucht deshalb ebenfalls gut ausgebildete Theologen, die u.a. über ein fundiertes Bibelwissen verfügen, dass sich vor dem Wissen der protestantischen Geistlichkeit nicht zu verstecken braucht. U.a. können gut ausgebildete Priester der katholischen Minderheit das Selbstbewusstsein geben, sich auf die eigene Stärke zu besinnen, um aufrecht für die eigene Glaubensausübung einzutreten und sich nicht durch das Gegenüber anderer Konfessionen definieren zu lassen.

Der Bischof von Hakha hat zwei Anträge auf post-graduierte Studien angekündigt.