17. Dezember 2014
Indien ist das Land der vielen Gesichter – Reisebericht 2014


Indien ist das Land der vielen Gesichter. Dies konnte ich wieder einmal hautnah erfahren während meiner Indienreise vom 27.10. – 05.11.2014. Zum ersten Mal war ich im Nordosten Indiens unterwegs und dort begegnete mir ein wirklich ganz anderes Indien. Hier gibt es kaum Kastenprobleme, denn die aus vielen unterschiedlichen Stämmen bestehende Bevölkerung ist mit diesem traurigen Teil der indischen Geschichte und Kultur kaum in Berührung gekommen. Leicht haben es die verschiedenen Stämme dennoch nicht miteinander, denn sie trennen unterschiedliche Sprachen, Gebräuche ….

Auch die Kirche ist in dieser Region eine andere. Viele der Ordens- und Diözesanpriester kommen aus dem Süden Indiens. Oftmals leben sie seit ihrer frühen Jugend im Nordosten, da sie sehr früh in ihrem Leben die Berufung fühlten, in einem Missionsgebiet tätig zu werden. So sprechen sie meist auch mehrere Stammessprachen und sind zu einem Teil des Nordostens geworden. Ohne sie würde die Kirche dort unter Personalmangel leiden. Neben vielen andern Begegnungen hatte ich auch die Freude, unseren Stipendiaten Raphael Toppo zu treffen, der in Shillong in Soziologie promoviert und aus dem nordindischen Bundesstaat Jharkhand stammt. Ich konnte den späteren Wirkungsort unseres Stipendiaten Samuel Kapani, das regionale Oriental Theological College, in Shillong kennenlernen, an dem er Bibelkunde unterrichten wird, sobald er mit seinen Studien in Innsbruck fertig ist. Auf meiner Reise von Guwahati nach Shillong begleitete mich unser Partner Jose Umbavu Varghese, der ein wahres Sprachentalent ist  und ein Wörterbuch für die Sprache Tiwa geschrieben hat. Ein Projekt, das wir unterstützen konnten, und somit helfen konnten, den Erhalt einer Stammessprache zu sichern.

Bihar im Norden Indiens war meine letzte Station. Auch hier war ich zum ersten Mal und hatte die Chance, die noch relativ junge Diözese Buxar zu besuchen. Dort hat mich vor allem die unvorstellbare Armut des überwiegenden Bevölkerungsteils berührt. Es ist das Land der „Land Lord“, der Großgrundbesitzer, in dem der Großteil der Bevölkerung als Tagelöhner und Pächter arbeitet. Auch hier stützt sich die Kirche, zumindest in Buxar, auf die Hilfe von Priestern aus dem Süden Indiens, die, wie mir der junge und engagierte Generalvikar der Diözese Buxar sagte, mehr soziale als pastorale Arbeit leisten.

Insgesamt war es eine spannende aber auch anstrengende Reise – jede Nacht ein anderes Bett und viele Begegnungen waren Freude und Herausforderung zugleich.

Annette Meuthrath